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Abstracts
Helmut Weiß
Zum linguistischen Status von Standardsprachen
Der Vortrag erörtert den linguistischen Status von Standardsprachen
in zweierlei Hinsicht. Zum einen wird die ,Qualität' (Aussagekraft)
standardsprachlicher Daten für linguistische Fragestellungen
verschiedenster Art (etwa für Typologie, Sprachwandel, Sprachtheorie)
thematisiert und eingegrenzt, indem an konkreten Beispielen nachgewiesen
wird, daß auch - aber natürlich nicht nur - nicht-natürliche Konstruktionen
(etwa im Sinne von J. Emonds "grammatically deviant constructions") und
ähnliches vorkommen. Zum andern wird diskutiert, welcher Kategorie von
Sprachen Standardsprachen angehören. Aufgrund ihrer besonderen Entstehungs-
und v.a. Erwerbsbedingungen können sie als sog. natürliche Sprachen zweiter
Ordnung bestimmt werden. In diesem Zusammenhang soll auch die weiter
gehende Frage erörtert werden, inwiefern z.B. Standarddeutsch mit der
Sprache ,Deutsch' identisch ist und ob sich letztere anhand einer
linguistischen Definition überhaupt bestimmen läßt.
John Nerbonne
Dialektgeographie: Coserius Warnung gegen "Atomismus"
Ein klassisches Gebiet der Sprachwissenschaft ist die Dialektologie,
worin man versucht, vor allem die geographische Verteilung
der Sprachvariation zu verstehen. Ein altes Problem entsteht
dadurch, dass Sprachdaten normalerwiese auf einem nominalen
Niveau analysiert werden müssen. Es stellt sich nämlich heraus,
dass Verteilungen normalerweise nicht übereinstimmen, so dass
Dialektgebieten eine problematische analytische Basis haben.
Dies ist unter Dialektologen als das Problem der nicht
übereinstimmenden Isoglossen bekannt. Dies hat manche Dialektologen
motiviert, um noch mehr Detail zu suchen, in der Hoffnung, dass der
Schlüssel zur Verteilungsfrage in den richtigen Elementen zu finden
seine könnten. Dies führen manche soweit, dass der grosse
Tübinger Sprachwissenschaftler Coseriu warnte gegen die Gefahr
des "Atomismus" in der Sprachgeographie.
Dieser Vortrag sucht eine Lösung des Problems in dem Gebrauch
eines Maßes für Aussprachenähnlichkeit. Dass Maß ist numerisch
(anstatt nominal) und deswegen additiv, sodass man Unterschiede nicht
nur auf dem Niveau des Wortes karakterisieren kann, sondern auch
auf dem Niveau der "Varietät" -- z.B. des Dialektes eines Dorfes.
Auf dieser Basis lassen sich Dialektgebiete bestimmen, wo die Grenzen aber
flussiger sind als bei den Gebieten, die in den Dialekthandbüchern
vorkommen. Verder ist es möglich, um z.B. nach dem Belang der
geografischen Nähe zu fragen, und diese mit den aus den
Siedlungspatronen der alten Stämme bestimmten Dialektgrenzen zu
vergleichen.
Literatur:
John Nerbonne with Wilbert Heeringa and Peter Kleiweg
Edit Distance and Dialect Proximity In: David Sankoff and
Joseph Kruskal (eds.) Time Warps, String Edits and
Macromolecules: The Theory and Practice of Sequence Comparison
1999, Stanford: CSLI, pp.v-xv.
http://www.let.rug.nl/~nerbonne/papers/tw-se-mm.ps
Hermann Ackermann
Sprache und Gehirn: neue Erkenntnisse der funktionellen
Bildgebung und ihre (mögliche) Bedeutung für die Linguistik
t.b.c.
Zuletzt aktualisiert von
Katja Jasinskaja
am 1.2.2002 |