Sonderforschungsbereich 441

SFB Tag 2002

8. Februar 2002
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Abstracts


Helmut Weiß
Zum linguistischen Status von Standardsprachen

Der Vortrag erörtert den linguistischen Status von Standardsprachen in zweierlei Hinsicht. Zum einen wird die ,Qualität' (Aussagekraft) standardsprachlicher Daten für linguistische Fragestellungen verschiedenster Art (etwa für Typologie, Sprachwandel, Sprachtheorie) thematisiert und eingegrenzt, indem an konkreten Beispielen nachgewiesen wird, daß auch - aber natürlich nicht nur - nicht-natürliche Konstruktionen (etwa im Sinne von J. Emonds "grammatically deviant constructions") und ähnliches vorkommen. Zum andern wird diskutiert, welcher Kategorie von Sprachen Standardsprachen angehören. Aufgrund ihrer besonderen Entstehungs- und v.a. Erwerbsbedingungen können sie als sog. natürliche Sprachen zweiter Ordnung bestimmt werden. In diesem Zusammenhang soll auch die weiter gehende Frage erörtert werden, inwiefern z.B. Standarddeutsch mit der Sprache ,Deutsch' identisch ist und ob sich letztere anhand einer linguistischen Definition überhaupt bestimmen läßt.

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John Nerbonne
Dialektgeographie: Coserius Warnung gegen "Atomismus"

Ein klassisches Gebiet der Sprachwissenschaft ist die Dialektologie, worin man versucht, vor allem die geographische Verteilung der Sprachvariation zu verstehen. Ein altes Problem entsteht dadurch, dass Sprachdaten normalerwiese auf einem nominalen Niveau analysiert werden müssen. Es stellt sich nämlich heraus, dass Verteilungen normalerweise nicht übereinstimmen, so dass Dialektgebieten eine problematische analytische Basis haben. Dies ist unter Dialektologen als das Problem der nicht übereinstimmenden Isoglossen bekannt. Dies hat manche Dialektologen motiviert, um noch mehr Detail zu suchen, in der Hoffnung, dass der Schlüssel zur Verteilungsfrage in den richtigen Elementen zu finden seine könnten. Dies führen manche soweit, dass der grosse Tübinger Sprachwissenschaftler Coseriu warnte gegen die Gefahr des "Atomismus" in der Sprachgeographie.

Dieser Vortrag sucht eine Lösung des Problems in dem Gebrauch eines Maßes für Aussprachenähnlichkeit. Dass Maß ist numerisch (anstatt nominal) und deswegen additiv, sodass man Unterschiede nicht nur auf dem Niveau des Wortes karakterisieren kann, sondern auch auf dem Niveau der "Varietät" -- z.B. des Dialektes eines Dorfes. Auf dieser Basis lassen sich Dialektgebiete bestimmen, wo die Grenzen aber flussiger sind als bei den Gebieten, die in den Dialekthandbüchern vorkommen. Verder ist es möglich, um z.B. nach dem Belang der geografischen Nähe zu fragen, und diese mit den aus den Siedlungspatronen der alten Stämme bestimmten Dialektgrenzen zu vergleichen.

Literatur:

John Nerbonne with Wilbert Heeringa and Peter Kleiweg Edit Distance and Dialect Proximity In: David Sankoff and Joseph Kruskal (eds.) Time Warps, String Edits and Macromolecules: The Theory and Practice of Sequence Comparison 1999, Stanford: CSLI, pp.v-xv. http://www.let.rug.nl/~nerbonne/papers/tw-se-mm.ps

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Hermann Ackermann
Sprache und Gehirn: neue Erkenntnisse der funktionellen Bildgebung und ihre (mögliche) Bedeutung für die Linguistik

t.b.c.

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Zuletzt aktualisiert von Katja Jasinskaja am 1.2.2002